Ausblick

Brauche ich Kirche?

In der letzten Zeit bin ich mit der Tatsache konfrontiert worden, Entscheidungen für die Zukunft meiner Kirche vorzubereiten:

Tatsache ist, dass die Zahl der kirchlichen Mitarbeiter schwindet und die Gottesdienste nicht mehr jeden Sonntag als Eucharistiefeier angeboten werden können. Die Zahl der Ehrenamtlichen, die bereit sind, Wortgottesfeiern zu übernehmen, ist überschaubar.

Tatsache ist auch, dass die finanziellen Ressourcen schwinden. Die Zahl der Mitglieder sinkt, damit sinken auch die Kirchensteuermittel. Das neue Thema sind die Immobilien. Auf was können wir verzichten. Das sind Überlegungen, die wir

im Kirchengemeinderat anstellen müssen. Auf was können wir verzichten, weil gar nicht mehr der Bedarf an Räumen vorhanden ist.

Ich erfahre die Nöte der Hauptamtlichen, die Gemeinden gut zu versorgen. Wer kümmert sich um die Aktivitäten in der Gemeinde, wenn immer mehr Mitarbeiter wegfallen? Was bin ich selber als Ehrenamtliche bereit und fähig zu übernehmen?

Was bedeutet für mich Kirche? Was brauche ich, was mir „Kirche“ bieten kann?

Ich brauche nicht eine Kirche, die Skandale kleinredet, Verbrechen vertuscht, Frauen nicht denselben Wert wie Männern einräumt, den Segen nicht für alle Menschen in gleichem Maße zubilligt usw. ohne jetzt auf die einzelnen Punkte einzugehen.

Schleppende Entwicklung beim Synodalen Weg. Mein Mann fragt mich kürzlich, was geschieht dort überhaupt: „Erst kündigen sie es groß an, dann hört man nichts mehr“.

Meine Frage danach, was bewegt sich denn in unserer Kirche, ist sicher jetzt in Zeiten der Corona-Pandemie noch schwerer zu erkennen. Pfarrer Möhler hat in seinem Artikel unseren Blick auf die kleinen Schritte gelenkt.

Wenn ich überlege, was ich brauche, dann fällt mir ein:

  • Ich brauche die zehn Gebote, denn sie sind für mich die Grundlage des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft.
  • Ich brauche immer wieder eine Rückbesinnung, was sie für mich heute bedeuten.
  • Ich brauche einen Ort der Ruhe und einen Ort, an dem ich das, was mich belastet, mal ablegen kann.
  • Ich brauche einen Rahmen, in dem ich für mich selber herausfinden kann, was ich wirklich möchte.
  • Ich brauche die Erfahrung, dass es möglich ist Kraft zu schöpfen, über mich hinaus zu wachsen.
  • Ich brauche die Gemeinschaft, denn ohne diese kann ich nicht leben (dies spüren wir schmerzlich in dieser Zeit durch die Maßnahmen zum Infektionsschutz).
  • Ich brauche Kirche, weil ich möchte, dass auch die nachrückenden Generationen auf diesem Weg begleitet werden.
  • Ich brauche Menschen, die mir immer wieder Impulse für Neues geben, mit denen ich auch über verschiedene Themen nachdenken kann.
  • Ich brauche einen Ort, an dem ich mich mit diesen Menschen treffen kann.

Ähnliches höre ich von vielen, die ich danach gefragt habe.

Wenn ich diejenigen frage, die nicht zu den regelmäßigen Kirchgängern zählen, höre ich:

  • Wir brauchen Kirche als Institution, weil sie sich um die Menschen kümmern, die am Rande der Gesellschaft leben, die einsam und traurig sind, und und und.
  • Wir brauchen Kirche als Träger für Kindergärten.
  • Wir brauchen Kirche als Träger der Hilfswerke, damit die größte Not gelindert werden kann. Die Spendenbereitschaft ist ja da.

Im Augenblick habe ich auf viele Fragen keine schlüssigen Antworten. Gerne möchte ich mit anderen aus der Gemeinde darüber reden. Aber das ist, in Zeiten der Pandemie, nicht so einfach möglich.

Ich wünsche mir, dass Rückmeldungen im positiven Sinn, an mich herangetragen werden:

Was ist Ihr Grund in der Kirche zu sein?

  • Was könnten Sie sich vorstellen hier vor Ort zu ändern (ohne jetzt auf die globale Situation in der Kirche einzugehen)
  • Was sind Sie bereit, selber dazu beizutragen, auch wenn Sie es nicht alleine machen möchten oder können.

Gisela Knibbe