Ein Impuls für die Osterzeit

Schaut hin! Neues beginnt, seht ihr es nicht?

Es sind immer noch die alten Themen: Diskussionen um Zugänge zu den kirch-lichen Ämtern, um Sexualmoral, um Macht und Entscheidung in der Kirche. Kann und darf, ja muss etwas verändert werden, weil es längst nicht mehr trägt? Oder verraten wir damit unsere Tradition und katholische Identität? Gibt es überhaupt irgendein Mittel gegen Missstände wie Wegschauen, Totschweigen, Vertuschen? Kurz gesagt: Ist da noch Erneuerung möglich? Kann mit dem Synodalen Weg wirklich etwas Neues beginnen, das Evangelium mit neuer, lebendiger Kraft unter uns verkündet und gelebt werden?

Oder ist unsere Kirche längst viel zu erstarrt, abgestorben, und damit der Syno-dale Weg vergebliche Liebesmüh?

Eine Synodalin berichtet: Die Gespräche haben eine neue Qualität. Diskussionen auf Augenhöhe sind möglich, gleich ob Bischof oder Gemeindemitglied, Mann oder Frau. Ideen keimen auf und finden überraschende Zustimmung. Grund zur Hoffnung oder Strohfeuer, das verpuffen muss?

Unser Osterglaube sagt jedenfalls:

Das Neue beginnt ganz klein. Die Botschaft von der Auferstehung kam nicht mit Donnerschlag. Unscheinbar, kaum zu glauben, verletzlich keimte sie wie ein zartes Pflänzchen in der Wüste der Hoffnungslosigkeit. Und das Reich Gottes beginnt klein wie ein Senfkorn.

Um das Kleine sehen zu können, heißt es, genau hinzuschauen. Dazu muss man stehenbleiben, innehalten, genau hinsehen. Vielleicht sogar: Sich hinunterbücken, sich selbst klein machen, auf Augenhöhe gehen mit dem Unscheinbaren. Und es braucht Geduld, damit das Neue wachsen, sich entfalten, seine Gestalt ausbilden kann.

Ja, die Geduld hat Grenzen. Irgendwann mag man nicht mehr warten, dass das Neue endlich aufkeimt, wächst und – vor allem – wirkt!

Aber: So beginnt Gott mit der Erneuerung, der Erneuerung seiner Kirche und der Erneuerung deines Lebens. Schaut hin!

Stefan Möhler, Pfarrer