Der jüdische Theologe und Rabbiner Abraham Heschel vergleicht den Sabbat mit einer Kathedrale in der Zeit. Er will damit sagen: In dem Moment, in dem der Sabbat beginnt – also am Freitagabend -, treten wir im übertragenen Sinn in eine Kathedrale ein … In dieser Zeit soll sich unser Verhalten, die Art und Weise, wie wir den Tagesablauf gestalten, deutlich unterscheiden von unserem alltäglichen Verhalten. Der Sabbat, der in der christlichen Tradition für den Sonntag steht, der am Samstagabend beginnt, sollte für uns der Höhepunkt der Woche sein …
Wir können den Übergang vom Werktag zum Sonntag durch ein Ritual bewusst vollziehen, wie das die frommen Juden heute noch tun. So können wir eine Kerze entzünden, einen Psalm oder ein Segensgebet sprechen … das wird uns vermutlich am Anfang schwerfallen und zunächst viel Disziplin abverlangen. Von daher ist es auch gut, dass es feste Strukturen, Gepflogenheiten, Gewohnheiten und Rituale gibt, die ausdrücken, was wir wollen, und die uns helfen, dass wir das nicht vergessen.
Wunibald Müller in „Erfülltes Leben statt Burn-out“, Verlag Herder 2019