Gedanken zu erlaubten Gottesdiensten

Gottesdienste sollen wieder erlaubt sein. Schön. Und alles wird wieder wie es war. Noch schöner! Und alle dürfen kommen. … und plötzlich ein Knall und der Traum zerplatzt!

 

Liebe Schwestern und Brüder,

ja es stimmt dass Gottesdienste wieder gefeiert werden dürfen. Und es ist nur zu verständlich, dass nach dieser Zeit in der auch die Heilige Woche und Ostern lag, Menschen sich danach sehnen.

Doch wie sehen diese Gottesdienste aus?

 

Wir werden sie nicht wieder erkennen!

Da ist zum einen die Personenanzahl. Wer bestimmt, wer kommen darf?

Sind die Risikogruppen (ab 60 Jahre, chronisch Kranke, Menschen mit Vorerkrankungen) auf jeden Fall ausgeschlossen?

Und wie funktioniert die Anmeldung? Über Internet? Telefon? Briefkasten?

Wer als erster kommt malt zuerst? Dann sind alle Internet Nutzer gut dran, danach die Telefonbesitzer und zuletzt dann der Briefkastennutzer.

 

Der Gottesdienst selber: Was ist das für ein Gottesdienst in dem Menschen weit entfernt sitzen auf markierten Plätzen? evtl. mit Maske vor dem Gesicht? Sie dür-fen nicht singen, nicht laut mitbeten, dürfen im Geist mitvollziehen und erleben diesen Gottesdienst nicht als sinnstiftendes und heilsoffenbarendes Erleben, sondern als ein von Angst durchdrungenes stummes, trauriges und trostloses Geschehen.

Und dann der Kommunionempfang: Wie soll dieser dann stattfinden? Reichen wir den Gläubigen die Hostie mit einer langen Zange, mit Handschuhen und Mundschutz, in 2m weiten Abstand? Wie ist es in dieser Situation um die Intention der Gläubigen bestellt? Kann da guten Gewissens ein Kommunion-helfer eingesetzt werden? Oder ein Lektor? Oder Ministranten? Wie sieht da unsere Verantwortung aus? Wer kontrolliert und gewährleistet innerhalb des Gottesdienstes die Sicherheit?

Und da wären dann noch die Hygienemaßnahmen: Wer überwacht die Einhaltung? In unserer Verantwortung läge auch der Hin- und Rückweg zum und vom Gottesdienst. Wer stellt sich vor die Tür und weist den oder die ab, die plus eins (über der festgelegten Zahl ist)? Wer stellt die Masken?  Desinfektions-behälter statt Weihwasser im Becken? Und wer verantwortet die mögliche Ansteckung?

Liebe Leserin, lieber Leser,

so viele Fragezeichen hatte ich noch nie in einem Text. Wo anfangen, wo Aufhören? Fragen über Fragen!. Und wir brauchen einen vernünftigen und dem Charakter unseres Glaubens entsprechenden Umgang.

Meine persönliche Meinung ist die, und ich denke ich spreche nicht allein mich dafür aus, die Möglichkeit dankend zur Kenntnis zu nehmen, aber mit Blick auf die Würde des Gottesdienstes für uns alle und jeden und jede Einzelne(n) unter diesen Voraussetzungen im Öffentlichen Raum nicht zu feiern. Inzwischen haben wir uns – wenn auch mit Mühe verbunden – an die Feier der Gottesdienste im Familienkreis und auch allein gewöhnt. Ich denke, dass wir uns auch den unge-wöhnlichen und phantasievollen Elementen gottesdienstlicher Gestaltung zuwen-den: Offen sind für Neues und Kreatives. Und, dass wir unsere Verantwortung wahrnehmen, als Christen im Jahr 2020 und als Kinder dieser Erde.

Pfarrer Peter G. Marx