Wer bin ich?  Die Fastenzeit lässt Antworten ahnen

Wer bin ich? Wortwörtlich stellt ein Mensch sich diese Frage wohl eher selten. Und doch bestimmt sie unser Leben und Streben mehr als wir denken. Denn von der Antwort auf diese Frage hängt unser Selbstwertgefühl ab, unser Selbstbild und damit unsere Zufriedenheit. Ich möchte doch sagen können: Es ist gut, wer und wie ich bin.

Wer bin ich also? Die Antwort suchen wir in der Regel in dem was wir tun, was wir haben, was andere über uns denken. Die Antwort heißt dann: Ich bin, was ich leiste und erreiche. Ich bin, was ich angesammelt habe. Ich bin, was andere über mich sagen. Oder anders formuliert: Was ich bin, ist mein Erfolg, meine Macht, mein Ansehen bei den Mitmenschen. Wenn das stimmt, bin ich wer.

Viele leben nach dieser Maxime, sie setzen alles dafür ein – und es macht sie krank. Denn das Leben verläuft ja anders – früher oder später. Scheitern statt Erfolg, finanzielle Verluste, Ablehnung oder Gleichgültigkeit bei den Mitmenschen, sie gehören genauso zum Leben. Spätestens an seinem Ende. Was bleibt dann von mir?

Unser Glaube sagt: Die Wahrheit ist eine andere. Wer du bist, hängt nicht von Erfolg, Macht und Ansehen ab. Gott sagt dir, wer du bist: Du bist meine geliebte Tochter. Du bist mein geliebter Sohn. Das gilt unabhängig vom Auf und Ab deines Lebens, das gilt im Gelingen wie im Scheitern. Du darfst dich freuen über deinen Erfolg, deinen Besitz, die Anerkennung der Mitmenschen.

Aber wer du bist, hängt nicht davon ab. Du bist geliebtes Kind Gottes. Deshalb kannst du auch Verluste ertragen, sogar das Sterben, wenn es soweit ist.

Erfolg, Macht und Ansehen, das sind die Versuchungen, denen sich Jesus in der Wüste stellen musste. Am Anfang der Fastenzeit hören wir davon. Eine lohnende Frage in dieser Zeit auch für uns:

Wovon mache ich mich im Letzten abhängig? Kann ich in dieser Fastenzeit ganz bewusst auf den nächsten Erfolg, ein Stück Wohlstand, eine Situation des Angesehen- Werdens verzichten? Mich zurücknehmen, um andere an den ersten Platz zu lassen? Weil ich, Gottes geliebtes Kind, das alles gar nicht so dringend brauche…? Eine gesegnete Fasten- und Osterzeit!

Ihr Pfr. Stefan Möhler