Auf zum Stall nach Bethlehem!

Manche Mitmenschen bauen ihre Krippe bereits schon zu Beginn der Adventszeit auf. So auch eine mir bekannte Familie. Mit großer Freude und Begeisterung lässt der sechsjährige Sohn Christian die Heiligen drei Könige aus dem Morgenland von weitem zur Krippe wandern – ebenso dürfen auch Maria und Josef, die sich mit einem Esel nach Betlehem aufmachen, jeden Tag ein kleines Stück näher zur Krippe gestellt werden. Das mag jeder halten wie er will, dachte ich mir. Dennoch fragte ich Christian nach dem Grund ihres abendlichen Familienrituals. „Weißt du, die drei Könige reisten von ganz weit weg zum Jesuskind. Da brauchten die eine Weile – das ist ja logisch!“

Darin erschloss sich mir auf besondere Weise eine altbewährte Weisheit: Der Gedanke des Weges, des Unterwegs-Seins gehört zum Advent dazu. Die Adventszeit ist ein Weg hin zur Krippe und wir sind eingeladen, diesen Weg mitzugehen. Sich auf den Weg zu machen, Weihnachten entgegenzugehen, dabei immer wieder innezuhalten und still zu werden, und seinem Lebensweg nachzusinnen ist eine zutiefst adventliche Lebensweise. Nur wer unterwegs ist, kann auch Advent, »Ankunft«, feiern.

Die Lebenswelt und die Erfahrung vieler Menschen sind dem jedoch eher entgegengesetzt. Zwar haben sie in diesen Tagen mächtig viele Wege vor sich, dies aber eher in Hektik und in unaufhörlicher Betriebsamkeit – oftmals mit dem »Ziel«, am Ende alles optimal für das Weihnachtsfest arrangiert und ja niemanden beim Geschenkekauf vergessen zu haben. Die innere Vorbereitung auf Weihnachten kann auf diese Weise schnell aus dem Blick geraten.

So können wir von den Weisen, die später Jesus Christus an der Krippe finden werden, aber auch eine Menge mehr lernen: Ihr Ziel ist ein besonderer Stern – sie lassen sich leiten und resignieren nicht, auch wenn ihr Stern einmal nicht mehr so hell am Himmel leuchtet. Besonders als die drei Weisen das Christuskind fälschlicherweise in Jerusalem suchen, finden sie nach diesem Irrweg wieder auf den Sternenweg zurück. Wer vermutet auch schon, dass der Messias im beschaulichen Bethlehem, in »Brothausen«, zur Welt kommt?!

Manchmal brauchen wir solche Umwege, um den eingeschlagenen Weg wieder deutlicher zu erkennen. Sie gehören zu unserem Leben und sind keinesfalls sinnlose Wege, denn lediglich das Aufgeben und das Resignieren ist der falsche Weg.

Christian und wir dürfen bereits zu Beginn der Adventszeit gewiss sein: Kaspar, Melchior und Balthasar werden pünktlich an der Krippe sein – spätestens an Dreikönig. Sie werden ihre Geschenke dem neugeborenen König darbringen können und als von Christus begeisterte Menschen nach Hause zurückkehren.

So kann uns in dieser Adventszeit ein Kind einen Anstoß geben und Anstoß sein: Machen wir uns rechtzeitig auf den Weg.

Ihre

Catharina Buck